Aus der Presse

Corum-CEO: "Retailimmobilien sind nicht tot"

Nur wer abseits der Herde investiert, könne mit Immobilien eine angemessene Rendite generieren, sagt Frédéric Puzin, Gründer und CEO der Pariser Immobilieninvestmentgesellschaft Corum. Er verkauft momentan boomende Logistikimmobilien und geht dafür in die vom Markt geschmähten Retail-Objekte.

Logistikimmobilien – etwa Lagerhallen, die angesichts des E-Commerce-Booms zur immer wichtigeren Infrastruktur werden – haben in den vergangenen Jahren enorme Preissteigerungen erfahren. An deutschen Top-Standorten wie Berlin, Düsseldorf oder Frankfurt etwa zahlen Käufer im Bereich Logistik mitunter das 30-fache der Jahresmiete, wie heuer das Bewertungsunternehmen Heid Immobilien errechnete. Anleger und Investoren, die solche Objekte kaufen, mussten in den vergangenen Jahren einen entsprechenden Renditeverfall hinnehmen.

"Die geringe Risikoprämie, die man bei Logistikimmobilien erhält, ist ein Wahnsinn", so Frédéric Puzin, Gründer und CEO der Pariser Immobilieninvestmentgesellschaft Corum gegenüber FONDS professionell ONLINE. Während man vor der Krise noch mit acht bis neun Prozent Mietrendite gemessen am Einkaufspreis rechnen konnte, seien es mittlerweile nur noch drei bis vier Prozent. Das Investmenthaus vertreibt in Österreich mit dem Corum Origin und dem Corum XL zwei Fondsprodukte, die sechs beziehungsweise fünf Prozent Rendite jährlich anstreben. Ausbezahlt wird die Dividende in monatlichen Tranchen, folglich braucht Corum Objekte, die konsequent entsprechende Renditen einspielen.

Logistikimmobilien werden abgestoßen
Man verkaufe derzeit Logistikimmobilien aus dem Bestand zu hohen Preisen und setze das Geld unter anderem für Retailimmobilien ein, die aufgrund des erstarkenden Onlinehandels tot gesagt würden. Übertrieben formuliert könne man Retailobjekte derzeit "für fast nichts" kaufen, so Puzin. "Hier gab es im Vergleich zu vor der Krise teils Preisreduktionen von fünf bis 15 Prozent. Retail ist aber trotz E-Commerce nicht tot. Alles hängt von den Mietern ab", so Puzin. Bei Heimwerkermärkten etwa würde der stationäre Handel – angespornt durch den Do-it-yourself-Trend – boomen. In den Fonds achte man auf die Finanzkennzahlen der Mieter und auf die Langfristigkeit der Verträge. Im Durchschnitt seien es acht Jahre.

In Großbritannien seien bei Retailobjekten bereits Preissteigerungen zu beobachten. Corum könne sich als eigenständiges Unternehmen im Unterschied zu größeren internationalen Anbietern erlauben, seinen antizyklischen Ansatz zu verfolgen. Dementsprechend habe man im Jahr 2012 in Spanien zugekauft; genauso habe man nach dem Brexit mit 600 Millionen Euro an Zukäufen zu den größten Investoren in Großbritannien gezählt. Krisen würden Investoren zu einem Herdenverhalten verleiten.

Investitionen 2021
Im Jahr 2021 habe die Immobiliensparte von Corum Verkäufe im Wert von 150 Millionen Euro getätigt. Das sei mehr als je zuvor. Gleichzeitig werde man bis Jahresende zwischen 800 und 900 Millionen Euro investieren.

Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen Corum Investments hat rund 200 Mitarbeiter. Insgesamt wird laut den Angaben ein Portfoliobestand im Wert von rund vier Milliarden Euro verwaltet. In Österreich vertreiben laut Unternehmensangaben gut 90 Vermittler aktiv die zwei hierzulande zugelassenen Immobilienprodukte, die nach der Rechtsform einer französischen SCPI (société civile de placement immobilier) organisiert sind. Im Jahr 2021 habe Corum bei österreichischen Anlegern rund zehn Millionen Euro eingesammelt, heißt es.

 

November 2021