Aus der Presse

Dividenden als Sicherheit

Dividenden sind so etwas wie die eierlegenden Hennen, die auch in Krisenzeiten und hoher Inflation für etwas Versorgungssicherheit sorgen. Investoren können sowohl mit Aktien als auch mit Investitionen in Immobilien davon profitieren.  

von Mag. Christian Sec für RisControl 

Während die Aktienkurse im letz­ten Jahr durch die Verunsicherung des Marktes sowie durch die gestiegenen Marktzinsen hohe Kursverluste einfuh­ren oder unangenehm stark schwankten, zeigten die Zahlen in der realen Wirt­schaft mit Rekordgewinnen ein ganz anderes Bild.  

Sinkende Kurse sind zwar nie eine erfreuliche Nachricht für Anleger, jedoch bieten sie auch eine Chance, vor allem wenn die Einnahmen des Unternehmens davon unberührt bleiben. Der ATX ver­lor im vergangenen Jahr rund ein Fünftel seines Wertes. Der DAX ging um zwölf Prozent zurück und der Dow Jo­nes um neun Prozent. Auf der anderen Seite fuhren viele Unternehmen Rekordgewinne ein.  

Billigere Aktien gepaart mit hohen Dividendenausschüttungen lassen die Dividendenrenditen steigen. Ein Beispiel dafür ist die OMV. Trotz einer Gewinnsteigerung des Öl- und Gas-Konzerns von 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr sank der Kurswert der Aktie im letzten Jahr sogar leicht. Der Dividendenvorschlag inklusive Sonderdividende für 2022 beträgt 5,05 Euro pro Aktie, was eine Dividendenrendite von derzeit über elf Prozent zur Folge hat. Die regu­läre Dividende beträgt 2,8 Euro pro Ak­tie. Zur Ausschüttung kommt auch eine Sonderdividende von 2,25 Euro, die auch in Zukunft zur Ausschüttung kommen soll, falls der Leverage-Grad des Unter­nehmens unter 30 Prozent sinkt.  

Nicht nur die Energieversorger wa­ren Profiteure, sondern auch die Banken profitierten zumindest eine gewisse Zeit von steigenden Nettozinserträgen auf­grund gestiegener Kreditzinsen. Die BAWAG schüttete 3,70 Euro pro Aktie aus, was einer Dividendenrendite von rund acht Prozent entspricht. Die Erste Bank schüttet immerhin 1,9 Euro pro Aktie aus, was einer Rendite von rund 5,7 Prozent entspricht.  

 

Hohe Dividende ist nicht alles

Man sollte sich jedoch nicht zu sehr von einer hohen Aktienrendite blenden lassen. Schon gar nicht spekulatives und kurzfristiges Geldmachen lohnt sich mit Dividendentitel. Kauft jemand kurz vor dem Ausschüttungstermin, um die Dividende einzustreifen, und will dann schnell wieder verkaufen, wird er enttäuscht werden. Denn nach der Aus­schüttung wird das Papier ex-Dividende gehandelt. Das bedeutet, die Höhe der Dividende wird vom Aktienkurs abge­zogen. Falls es sich um einen gesunden Wert handelt, wird sich der Kurs bald wieder erholen, Garantie dafür gibt es jedoch nicht.  

Will man mittelfristig in einem Titel investieren, ist die Kaufentscheidung nicht nur von der zu erwartenden Dividende abhängig, sondern auch vom Kursrisiko, also dem Schwankungsbereich des Wertpapiers innerhalb eines Zeitraums, der als Volatilität bezeichnet wird, sowie der Rendite des Wertpapiers. Dabei zeigt sich schon ein etwas differenziertes Bild für die Investoren.  

Die OMV weist in den letzten fünf Jahren mit einer Volatilität von rund 40 Prozent und einer Aktienrendite von rund 16 Prozent ein deutlich schlechteres Risiko-Rendite-Profil aus als der Leitindex ATX (23 %, -6 %). Die Dividendenrendite kann daher auch als Kompensation für ein höheres Anlagerisiko der Aktie im Vergleich zu Anleihen gedacht werden. Immerhin liegen die Renditen von ATX-Unternehmensanleihen bei einem mittelfristigen Anlagehorizont von eins bis fünf Jahren je nach Duration bei drei bis vier Prozent. Das Inflationsrisiko, das vor allem herkömmlichen Anleihen immanent ist, kann durch Dividendenaktien abgefedert werden. Vor allem dann, wenn das Unternehmen die höheren Kosten am Markt weitergeben kann, und der Gewinn und somit auch die Ge­winnausschüttung keine Einbußen erleiden.  

Hohe Inflation bevorzugt daher Aktien von Unternehmen mit Marktführerschaft, die die gestiegenen Kosten friktionslos auf ihre Kunden überwälzen können. ATX-Unternehmen, die in ihren Bereichen Marktführer sind, wie der Baustoffhersteller Wienerberger oder der Maschinenbauer Andritz, besitzen eine gewisse Preismacht, die sie dazu befähigt, gestiegene Kosten rasch weiterzugeben (eine Kennzahl, die diese Preismacht darstellt, ist z.B. die EBITDA-Marge). Dividendenrenditen solcher Unternehmen können daher unter inflationären Bedingungen nicht nur stabil bleiben, sondern auch aufgrund sinkender Aktienpreise steigen.  

 

Immobilienfonds als Dividendenpapier

Nicht nur bei Aktien kann man auf Dividendenerträge hoffen, sondern auch bei Immobilienfonds.  

CORUM ist ein französischer Immobilienfonds, bei dem die Investoren nicht nur von Wertsteigerungen des Immobilienportfolios, sondern auch direkt von den Mieteinnahmen profitieren. Der Fonds bildet keine Rücklagen, wie herkömmliche Immobilienfonds, sondern schüttet die Einnahmen an seine Investoren aus. ,,Wir wollen die Reichtümer verteilen und nicht Rücklagen bilden", so sprach Frederic Puzin, CEO von CO­RUM, bei der Hauptversammlung des Fonds in Paris. Konkret hat sich CORUM zum Ziel gesetzt, jedes Jahr für seine Investoren eine Dividendenrendite, die monatlich ausgeschüttet wird, von sechs Prozent zu erwirtschaften. Seit der Auflage des Fonds 2011 konnte dieses Ziel jedes Jahr in die Tat umgesetzt werden.  

Der Flagship-Fonds CORUM Origin, der in Gewerbeimmobilien (Büro, Handel, Hotel, Industrie) investiert, ist in 13 Länder der EU investiert und beendete das letzte Jahr mit einer Dividendenrendite von 6,88 Prozent. Über die letzten zehn Jahre lag die Rentabilität bei knapp über sieben Prozent und damit über dem gesteckten Ziel des Fonds.  

Das Management von CORUM agiert ähnlich opportunistisch wie der Dividendenjäger am Aktienmarkt. Während für den Dividendeninvestor vor allem dann ein Investment attraktiv ist, wenn gefallene Kurse auf stabile Profite mit einer aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik treffen, ist dies bei CORUM ähnlich. Die Manager suchen nach günstigen Einkaufsgelegenheiten, vor allem in fallenden Märkten, um bei steigenden Mietverträgen eine höhere Rendite zu erzielen. Da durch die hohen Marktzinsen und generelle Unsicherheit auf den Märkten auch die Preise bei Immobilien zurückgehen, ist dies für CORUM gerade die richtige Zeit für den Einkauf.  

,,In der Immobilienbranche muss man sich verschulden, wenn der Markt attraktiv ist", so Puzin. Denn das Jahr 2023 bietet große Investmentchancen.  

Neben den sinkenden Immobilienpreisen bleiben die Mieten auch durch die Inflation getrieben auf einem hohen Niveau, was eine hohe Durchschnittsrendite bei den Zukäufen verspricht. In Paris sind die Mieten um 20 Prozent gestiegen. ,,Das ist für uns eine sehr günstige Marktphase", erklärt Puzin.  

Ein wichtiges Thema bei einer Wertanlage sind die Kosten. Die gesamten Transaktionskosten des CORUM­lnvestors betragen rund zwölf Prozent, die beim Verkauf der Anteile schlagend werden. Dieser hohe Abschlag solle die Investoren für längere Zeit an das Investment binden, erklärt Puzin. Dieses Credo sollte für alle ausschüttenden Wertpapiere gelten. Das Investment für Geldanlagen, die als eierlegende Hennen gedacht sind, sollte zumindest einen mittelfristigen Horizont aufweisen.  

Fazit: Eine hohe Dividendenrendite ist nur attraktiv, wenn die Ausschüttung auf einer gesunden Bilanz und einer weiterhin stabilen Cashflow-Entwicklung basiert. Ein Investor soll bei der Auswahl eines Dividendentitels einen historischen Blick auf die Kontinuität der Dividendenausschüttungen werfen und zumindest einige Kennzahlen wie die EBITDA-Marge oder auch das Risiko­Rendite-Profil (z. B. Sharpe-Ratio) im Auge behalten und immer darauf gefasst sein, dass hohe Dividenden auch das Risiko von zukünftigen Kürzungen in sich tragen.